In grauer Vorzeit lebte in Korykos, an der Südostküste der Türkei, ein König, der eine wunderschöne Tochter besass. Doch man hatte ihm bei ihrer Geburt geweissagt, dass sie noch vor Erreichen des 16. Lebensjahres durch den Biss einer Schlange sterben müsse. Um sie zu schützen und alle Gefahren fern zu halten, baute er auf einer kleinen Insel vor seiner Stadt eine Burg, wo das Mädchen von nun an leben sollte.

Doch das Schicksal schlug trotzdem zu. Ihr liebevoller Vater versuchte sie mit vielen Geschenken für ihr eintöniges Leben zu entschädigen. Eines Tages sandte er ihr einen Obstkorb, in dessen Tiefen sich unbemerkt eine giftige Schlange verbarg. Als das Mädchen die süssen Früchte geniessen wollte, biss die Schlange zu und erfüllte so die Weissagung. Seitdem wird die Inselfestung vor der Stadt Korykos 'Mädchenburg', türkisch Kizkalesi, genannt. Auch der Ort trägt heute diesen Namen.

Kizkalesi ist ein kleines Ferienressort, vom Tourismus noch nicht überlaufen. Hier gestaltet sich das Leben in geruhsamen Bahnen, nur in der Hochsaison von Juni bis August erwacht der Ort zu hektischer Betriebsamkeit. Sowohl kulturinteressierte wie erholungssuchende Urlauber finden in und um Kizkalesi alles was das Herz begehrt.
Durch die Ausrichtung der Küstenlinie nach Osten wird diese Ecke vom Wetter besonders begünstigt. Warme Luftströmungen aus dem syrischen und nordafrikanischen Raum versprechen Badewetter von April bis Ende November, 300 Sonnentage sind nicht selten im Jahr. Ein puderfeiner, sehr flach abfallender Sandstrand garantiert Schwimmvergnügen für die ganze Familie.

Für Interessenten antiker Kulturen bietet der Ort selbst, mit seinen 2 Burgen und der riesigen Gräberstadt Korykos am Berghang, sowie die Umgebung reichhaltige Möglichkeiten, in der Vergangenheit zu stöbern. Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten mit den Tropfsteinhöhlen von Cennet Cehennem und dem Vogelparadies des Göksu Deltas im nahegelegenen Silifke.

Cennet

Die erste Erwähnung findet Korykos beim griechischen Dichter Herodot, der die Gründung der Stadt dem zypriotischen Prinzen Korykos zuschreibt.
Als der König von Syrien, Antiochus II 197 n.Ch. die kilikische Küste von den Ägyptern zurückeroberte, wurde die Stadt wiederum namentlich in der Geschichte erwähnt. Den Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Strabo gemäss hiess die Wasserburg vor dem Einzug der Römer Crambusa und diente schon damals immer wieder Piraten als Versteck.

Unter den Römern und in byzantinischer Zeit war Kizkalesi / Korykos eine ausgedehnte Stadt und ein wichtiger Stützpunkt des römischen, bzw. spätantiken Handelsverkehrs. Ihre Blütezeit erlebte sie im 5. und 6. Jhd unter byzantinischer Herrschaft.

Anfang des 12. Jahrhunderts liess der byzanthinische Feldherr Eustathios die Landburg direkt an der Küste ausbauen und vor dem Hafen eine zweite Festung anlegen. Keine 100 Jahre später jedoch fiel das mächtige Bollwerk an das kleinarmenische Königreich unter Hethum I. (1226-1269). Im Jahre 1361 wurde Korykos von den zypriotischen Lusignan erobert, 1448 fiel sie in die Hände von Ibrahim Bey, des Sultans der Karamanen, eines seltschukischen Stammes, der die ganze Gegend bis Konya beherrschte. 1482 wurde Korykos schliesslich in das osmanische Reich eingegliedert.
Danach verlor die ganze Gegend entlang der Küste an Bedeutung, die Burgen aber wurden wieder von Piraten noch lange Zeit als Schlupfwinkel benutzt.
Die Landburg mit einem doppelten Mauerkranz betritt man heute durch eine Bresche im westlichen Wall, direkt vor einem Tor der älteren römischen Stadtmauer. Im Inneren sind Reste von einer Kirche und zwei Kapellen sowie einem Palast in der Nordostecke auszumachen. Dieses fast gänzlich zerstörte Wohngebäude allein schützen drei der insgesamt zwölf Bastionen des inneren Mauerrings. Dahinter liegt ein tiefer Graben, den man am besten entlang der seeseitigen Wälle erreicht. Dort stösst man auf das Haupttor mit dem Wappen des kleinarmenischen Burgherren.
Von der Südwestecke des äusseren Burgwalls führte eine Rampe direkt zum Meer - wohl als Verbindungsweg zur Seeburg, der Kizkalesi. Die kleine Bucht, die die Burg vom Ort trennt, beherbergt heute einen sauberen Campingplatz mit feinem Sandstrand.

Von der Stadt Korykos blieb die Nekropole gegenüber der Landburg erhalten, dort auch ein schönes Felsrelief. Wer durch die Obstgärten den Hang emporsteigt, gelangt zur Via Sacra, an der zahlreiche Sarkophage liegen. Entlang dieser antiken Nekropolenstrasse erheben sich sechs eindrucksvolle Kirchenruinen, die grösstenteils aus dem 6. Jhd. stammen. Ihre eigentümliche Nähe zueinander lässt vermuten, dass es sich hier um Märtyrerkirchen handelt.

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, die einen Besuch lohnen, sind:

- die Felsenreliefs von Adamkayalar über der Teufelsschlucht, eine etwas abenteuerliche
Wanderung - nur mit Führer zu empfehlen -, die mit sehr gut erhaltenen Reliefs und herrlicher
Aussicht auf Kizkalesi belohnt

- Kanlidivane, das blutige Tal, die alte Stadt Kanytelis, gebaut um eine eingestürzte Karstdoline, in der früher Verbrecher und Leprakranke gefangengehalten wurden. Gut erhaltene Kirchen und Bauwerke aus hellenistischer bis byzantinischer Zeit, sowie eine imposante Nekropole mit Tempel- und Felsengräber erwarten den Besucher.

- die Karstdolinen Cennet Cehennem, einst Kultstädte des Zeus Olbius und die naheliegende Tropfsteinhöhle, deren Klima Asthmakranken hilft, sind mit steilen Abstiegen ein Genuss für sportliche Besucher. Der unterirdische Fluss tief im Innern der Cennet Höhle soll zum Hades führen.

- Narlikuyu, eine kleine Bucht mit erlesenen Fischrestaurants und dem Mosaik der drei Grazien im ehemaligen Badehaus. Hier mündet der unterirdische Fluss und erhöht die Badefreuden in der malerischen Bucht mit eiskalten Süsswasserströmen.

- Silifke, das antike Seleukia, gegründet von Alexanders General Seleukos Nikator, lockt mit seiner Zitadelle, herrlichem Rundblick, ursprünglicher Altstadt und dem Vogelparadies des Göksu Deltas.

- der spätantike Wallfahrtsort Meryemlik (= Marienort) oder Ayatekla, eine unterirdische Kapelle, in der die heiligeThekla, Schülerin von Paulus, wirkte und ihren Verfolgern auf wundersame Weise durch die Felsenwände entkam

- Uzuncaburc und Ura, in der Antike bekannt als Diokaisarea und Olba, Sitz des Priesterkönigtums der Teukriden, die in hellenistischer Zeit mit ihrem Kult um Zeus Olbius die ganze Gegend beherrschten. Eine gut erhaltene Tempelstadt, Wehrtürme, Theater und Aquädukt sind hier zu finden.


Reichhaltige Informationen zu Kizkalesi, Urlaubstouren abseits der ausgetretenen Pfade, Ferienwohnungen und vieles mehr finden Sie auf der Website von Mura Services. Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken, Text sowie Fotos dieser Rubrik wurden uns von Mura Services freundlicherweise zur Verfügung gestellt, vielen Dank nochmal an dieser Stelle.


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